Wann warst du das letzte Mal in der Altstadt flanieren? Ist wahrscheinlich schon eine Weile her – die meisten von uns kommen ja wenn überhaupt nur zum Shoppen oder mit Besuch von außerhalb in die Innenstadt.
Eigentlich schade – denn neben Marienplatz und Hofbräuhaus gibt es einige Sachen zu entdecken, die nicht nur für Touris interessant sind.
Wie wärs also, wenn du deinen nächsten Spaziergang mal für einen Ausflug in Richtung Stadtmitte nutzt und dort auf Entdeckungstour gehst? Es macht auch Spaß, zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit unterwegs zu sein – wie zum Beispiel nachts oder Sonntagvormittag, wenn noch alles ganz ruhig ist.
Wenn du dann mit offenen Augen durch die Altstadt läufst, wirst du mit Sicherheit einiges bemerken, was dir vorher noch nie aufgefallen ist. Zur Inspiration habe ich dir hier einmal meine 10 liebsten Hightlights zusammengetragen, die einen Altstadtflaniergang auch für Münchner zu einer spannenden Entdeckungsreise werden lassen.
#1 - Betthupferl für’s Münchner Kindl: Das etwas andere Glockenspiel
Fangen wir gleich ganz klassisch an. Das Glockenspiel am Marienplatz ist eine der bekanntesten Touristenattraktionen, die München zu bieten hat.
Ich bin ganz ehrlich: Ich finde es höchstgradig nervig. Und das nicht nur, wenn ich mich auf dem hilflos überfüllten Marienplatz durch zu Salzsäulen erstarrten Japanern mit Selfiestickverlängerung hindurchschlängeln muss, um zur U-Bahn zu kommen.
Denn abgesehen davon klingt die Musik für mich so, als hätte man eine Horde Dreijähriger auf eine Sammlung verstimmter Glocken losgelassen. Außerdem fehlt mir für die ganze Angelegenheit die nötige Geduld. Noch bevor der erste Fanfahrenträger sich auch nur einen Millimeter bewegt hat, musste ich schon drei Minuten ereignisloses Glockengeklimper ertragen, was meine Laune genauso schnell sinken lässt, wie meine Kopfschmerzen anschwellen.
Für diese akustische Tortur dauert mir das ganze Spektakel einfach viel zu lange.
Du kannst dir also ziemlich sicher sein, dass ich die Flucht ergreife, sobald ich das Elf-, Zwölf- oder Fünfuhrläuten am Marienplatz höre.

Davon gibt es nur eine einzige Ausnahme: Das Neunuhrläuten am Abend. Denn um diese Uhrzeit ertönt der Nachtwächterruf und das ist ein Teil des Glockenspiels, den ich tatsächlich mag.
Jeden Abend wird pünktlich um 21 Uhr das Münchner Kindl zu Bett gebracht. Zu dieser späten Stunde spielen die Glocken ganz sanft eine Melodie von Wagner und ein Wiegenlied von Brahms – und das bei verminderter Lautstärke. So kann ich das Glockenspiel zur Abwechslung einmal vollkommen kopfschmerzfrei genießen.
Außerdem finde ich es total goldig, wenn der Nachtwächter mit seiner Laterne und seinem Hund zuerst eine Runde dreht, bevor das Münchner Kindl vom Friedensengel begleitet im Rathaus verschwindet und das Licht erlischt. Schon irgendwie süß, oder?
#2, #3 und #4 - Ewiges Leben, Glück in der Liebe und unermesslicher Reichtum am Marienplatz
Was haben ein Brunnen, Shakespeares Julia und ein halb nackter Wüstenheiliger gemeinsam? Einmal findest du alle drei am Marienplatz. Und zweitens haben sie Zauberkräfte.
Ob du’s glaubst oder nicht – du bekommst mitten am Marienplatz das, wovon eigentlich fast alle guten Märchen handeln: ewiges Leben, nie enden wollender Reichtum und Glück in der Liebe.
Und mal ganz ehrlich – was will man mehr?
#2 - Der Fischbrunnen: Geldwäsche auf Münchnerisch
Unermesslichen Reichtum verspricht dir der Brauch vom Geldbeutelwaschen am Fischbrunnen. Im Gegensatz zu anderen Städten, wo man Münzen in einen Brunnen hinein wirft, behalten die Münchner ihr Geld lieber – und versuchen mithilfe des Brunnens an noch mehr davon zu kommen.
Das Wasser vom Fischbrunnen soll nämlich so fruchtbar sein, dass es sogar Geld vermehren kann. Der Sage nach wird dir daher das Geld niemals ausgehen, wenn du deinen Geldbeutel darin wäscht.
Sogar die Stadtverwaltung macht sich unseren Zauberbrunnen zu nutze: Traditionell kommen jedes Jahr am Aschermittwoch der Oberbürgermeister und der Stadtkämmerer am Fischbrunnen zusammen, um das Geldsäckel der Stadt darin zu waschen.
Das Geldbeutelwaschen funktioniert aber natürlich das ganze Jahr über. Eine Sache solltest du dabei aber unbedingt beachten: damit das Wasser seine fruchtbare Wirkung entfalten kann, darf der Geldbeutel nicht leer sein. Denn wo nichts ist, kann sich schließlich nichts vermehren. Ein paar Münzen müssen also auf jeden Fall im Portemonnaie sein.