Wünscht du dir manchmal, dein Geschichtswissen wäre größer? Ganz ehrlich – ich wünsche mir das jeden Tag. Eine der Herausforderungen mit Geschichte ist, dass es einfach so unglaublich viel zu wissen gibt. Und darum hört das Lernen darüber auch nie auf.
Warum es wichtig ist, sich mit Geschichte auszukennen, habe ich hier ausführlich beantwortet. Die Unmenge an Wissen kann aber manchmal ganz schön einschüchternd wirken. Und nicht jeder hat die Ausdauer und Muße sich durch tausend Seiten starke Geschichtswälzer zu graben.
Ich habe auch nie zu der Sorte Historikerinnen gehört, die das freiwillig machen. So sehr ich mich auch für den Stoff interessiere, wenn ich mich in meiner Freizeit damit auseinandersetze, muss er für mich ansprechend aufbereitet sein. Ich will von Wissen angeregt und inspiriert werden, nicht Kopfschmerzen bekommen.
Zum Glück gibt es inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, sich ganz ohne Langweile weiterzubilden. Hier sind 7 inspirierende Wege, auf die du auch dein Geschichtswissen erweitern kannst.
Übersicht
#1 Romane und Filme mit historischem Hintergrund
Um ehrlich zu sein, ich bin kein uneingeschränkter Fan von Filmen und Büchern, die sich historischen Stoff vornehmen. Es gibt so einige Beispiele, bei denen ich schaudernd zusammenzucke. Vor allem, wenn der geschichtliche Blick zur Nostalgie verkommt und die Vergangenheit als verkitschert Sehnsuchtsort gemalt wird.
Aber gleichermaßen gibt es Werke, die gut recherchierte Fakten mit einer spannenden Geschichte verbinden. Wie zum Beispiel das Monumentalwerk Der Name der Rose (1982) vom italienischen Gelehrten-Schriftsteller Umberto Eco. Ein unglaublich spannender Kriminalroman, der in einem mittelalterlichen Benediktinerkloster mit einer geheimen Bibliothek spielt.1
Falls du klassische Literatur magst, können dir Bücher auch indirekt Geschichtswissen vermitteln. Durch Jane Austen und die Bronté-Schwestern habe ich zum Beispiel eine Menge über die englische Gesellschaft im 18. und 19. Jahrhundert erfahren. Und die Autobiographie Geschichte meines Lebens (verfasst 1789/90) von Giacomo Casanova bot mir einen unterhaltsamen Ausflug in die Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit.
Das Gleiche gilt natürlich auch für Filme. Zu meinen absoluten Lieblingsserien gehört zum Beispiel Downton Abbey (2010-2015), die das Leben auf einem englischen Adelssitz von 1912-1924 darstellt und historisch ziemlich korrekt ist. Großartig ist auch die Verfilmung Sophie Scholl – Die letzten Tage (2015), in denen das Gestapo-Verhör und die letzten sechs Tage im Leben Sophie Scholls gezeigt werden. Das Drehbuch basiert auf Grundlage der Verhörprotokolle, was den Film sehr eindrucksvoll macht.
Die Liste mit empfehlenswerten Büchern und Filmen ist lang. Ich tauche unglaublich gerne auf diese Weise in vergangene Zeiten ab. Und vor allem: Oft will ich dann mehr über die historischen Hintergründe der Geschichte erfahren und fange an zu recherchieren. Und es macht mir auch Spaß, die Fakten zu checken.
Du kannst also solche Bücher und Filme auch einfach als Inspirationsquelle ansehen, bevor du dich tiefer mit einem historischen Thema befasst.
#2 Geschichts-Dokumentationen anschauen
Ich liebe Dokus. Genauso wie bei Büchern und Filmen ist es eine sehr unterhaltsame Form, sich Wissen anzueignen, wie ich finde. Mein Netflix-Abo nutze ich neben Serienschauen vor allem für Dokumentationen. Aber auch auf Youtube und den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender kannst du eine ganze Menge interessanter Geschichts-Dokumentationen finden.
Wenn ich einen Einstieg in ein neues Thema suche, schaue ich mir oft einfach eine Doku von BRalpha oder so an. Damit habe ich einen ersten Überblick und außerdem Lust auf das Thema bekommen. Auch bei Themengebieten, die ich als schwer zugänglich empfinde, gehe ich diesen Weg. Journalistische Beiträge sind ja extra für ein breiteres Publikum aufbereitet. Ich persönlich tue mich mit sämtlicher Geschichte vor dem Mittelalter eher schwer. Freiwillig habe ich bisher noch kein Buch darüber gelesen, mithilfe von Dokumentationen konnte ich aber wenigstens mein Grundwissen in diesen Gebieten festigen.
Allerdings ist auch etwas Vorsicht geboten. Gerade journalistische Beiträge sind manchmal extra dramatisch gestaltet, sie sollen ja unterhalten und das Publikum fesseln. Für Kontroversen sorgt zum Beispiel der Dokutainment-Ansatz der ZDF History-Reihe vom Journalisten-Star Guido Knopp. Dessen emotionalisierende und bildgewaltige Herangehensweise, hinterlässt gerade bei Knopps Lieblingsthema, dem Nationalsozialismus, bei nicht wenigen Historikern ein mulmiges Gefühl.2
Dabei zeigt sich, dass es nicht immer nur darum geht, welche Fakten präsentiert werden, sondern auch wie. Der Geschichtsvermittlung obliegt die Macht die Vergangenheit gegenüber Laien zu interpretieren und trägt darum auch ein großes Stück Verantwortung.
Mein Tipp daher: Bleibe kritisch – vor allem, wenn es übermäßig dramatisch und spannungsgeladen wird.
#3 Geschichtswissen aus Podcasts und Blogs mitnehmen
Ich gebe es zu: Ich bin ein Podcast-Junkie. Einer der genialsten Trends der letzten Jahre ist für mich das Revival des Podcasts. Egal welches Thema dich interessiert, du findest immer einen passenden Experten, der einen Podcast dazu hat.
Ich finde es großartig, dass ich Wissen nebenbei aufsaugen kann, sei es beim Putzen, Busfahren oder Spazierengehen. Ich habe wirklich für fast alles einen Lieblings-Podcast: Philosophie, Psychologie, Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung, Politik und Zeitgeschehen… Und natürlich höre ich auch Podcasts über Geschichte an.
Mein absoluter Liebling bleibt dabei der WRINT Geschichtsunterricht mit dem Redakteur der Eine Stunde History-Reihe von Deutschlandfunk Nova, Matthias von Hellfeld. Der wöchentliche Podcast gibt interessante und unglaublich bereichernde Einblicke in die verschiedensten Themen der Geschichte, immer mit aktuellem Bezug.
Es gibt wirklich einige Podcasts, die sich die Vermittlung von Geschichtswissen zur Aufgabe gemacht haben. Dabei verfolgen sie die verschiedensten Ansätze, bei denen jeder einen passenden für sich finden sollte. Vorne mit dabei sind zum Beispiel die beiden Geschichtsstudenten David & Victor von His2Go oder auch Ralf Grabuschnik vom Déjà-vu Geschichte Podcast. Bei Ralf war ich übrigens selbst auch schon zu Gast, die passende Folge findest du hier.
Neben Podcasts sind auch Geschichts-Blogs langsam im Kommen. Ein spannendes Projekt ist zum Beispiel Alles ist Geschichte! Die drei Promotionsstudierenden Jana, Katharina und Max wollen mit ihrem Blog den Wert und das Verständnis von Geschichtswissen vermitteln. Ein absolut empfehlenswerter Blog, wie ich finde.
Und auch auf meinem eigenen Blog und Podcast habe ich mich der Geschichtsvermittlung verschrieben. In unserem Podcast diridari.fm spreche ich mit meinem Podcastkollegen Phil einmal im Monat über ein Thema aus der Geschichte Münchens. Hier auf meinem Blog geht es nicht nur um München, sondern auch um allgemeine Themen aus der Geschichte, die sich in der Stadt widerspiegeln.
Das Tolle an Podcasts und Blogs ist, dass häufig eine jüngere Generation von Historikerinnen und Historikern dahinter steckt. Wir versuchen Wissenschaft und neue Medien zu vereinen und dabei entstehen wirklich einige vielversprechende Projekte.
#4 Populärwissenschaftliche Bücher über Geschichte
Es gibt auch eine Reihe wirklich guter Sachbücher, die sich mit Geschichte befassen, aber nicht nur Expertinnen ansprechen. Häufig werden Historiker von Verlagen beauftragt, ein Überblickswerk zu einem historischen Thema zu schreiben. Dass sie gerne gelesen werden, zeigen auch die vielen Neuerscheinungen, die jedes Jahr auf den Markt kommen.
Meine absolute Empfehlung aus diesem Bereich ist Eine kurze Geschichte der Menschheit (2011) von Yuval Noah Harari. Wenn du einen Einstieg in Geschichte haben möchtest und verstehen willst, wie historische Entwicklungen unsere Welt geprägt haben, dann ist das mein heißester Tipp. Meiner Meinung nach gehört dieses Buch auf jede Diese-Bücher-sollte-man-gelesen-haben-Liste. Und es ist auch noch wirklich unterhaltsam geschrieben.
Ebenfalls sehr anregend ist Eine kurze Geschichte von fast allem (2003) von Bill Bryson. Dabei durchstreift der Autor sein Haus und erzählt zu jedem Raum passende kulturgeschichtliche Hintergründe. Das Buch gefällt mir nicht zuletzt deshalb so gut, weil es meinem eigenen Ansatz nicht ganz unähnlich ist. Schließlich mache ich mich in meiner Stadt auf die Suche nach der Geschichte hinter den Dingen und Orten.
Falls du auch so ein auditiver Typ bist wie ich, kannst du dich freuen. Denn viele der populärwissenschaftlichen Geschichtsbücher gibt es auch als Audiobuch.
#5 Ein Besuch im Museum
Klar, der Museumsbesuch ist ein ziemlich klassischer Weg, sich Geschichtswissen anzueignen. Genau genommen wurden die ersten deutschen Museen genau aus diesem Grund gegründet. Sie sollten den Bürgern der frisch gebackenen deutschen Nation ihre eigene Nationalgeschichte näher bringen.
Aber ganz nach dem Motto olden but golden hat das Museum noch lange nicht ausgedient. Viele Häuser haben inzwischen wirklich tolle Ausstellungen. Gerade die Museumspädagogik hat in den letzten Jahren ziemlich aufgeholt und manche versuchen sich zum Beispiel auch an digitalen Konzepten.
Es ist sogar ziemlich egal in welches Museum du gehst – Geschichte wirst du überall finden. In einem Kunstmuseum kannst du dich zwar damit begnügen, Werke nach ihrer Ästhetik zu betrachten. Aber mit etwas Wissen über ihren zeitgeschichtlichen Kontext gewinnen sie gleich noch mal an Tiefe. In den meisten Häusern liegen zu diesem Zweck auch Kataloge oder kleine Infotexte in den Ausstellungsräumen aus.
Eine tolle Sache sind übrigens regelmäßige Führungen, die manchmal auch von Kuratorinnen selbst gegeben werden. In manchen Museen sind sie sogar kostenlos. Und auch Audio Guides gibt es inzwischen fast überall.
#6 Geschichtswissen auf Instagram, Youtube & co
Es hat eine Weile gedauert, aber langsam zeichnet sich auch auf vielen Social Media Kanälen und Plattformen ein gewisser Trend in der Wissensbranche ab. Vieles steckt zwar noch in den Kinderschuhen, aber gerade im Bereich von Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie tut sich etwas.
Und das nicht nur auf Twitter. Auch auf Instagram tummeln sich immer mehr Content-Kreateure, die Geschichtswissen vermitteln. Auch ich pflege einen Kanal auf Instagram. Für kleine Wissenshäppchen oder die Inspiration zwischendurch ist das auch ganz gut geeignet. Und vor allem kann ich mit meiner Community in Kontakt bleiben und mich mit Kollegen verbinden.
Sei dir nur einer Sache dabei bewusst: Dein Gehirn ist auf einer Plattform wie Instagram nicht so aufnahmefähig wie zum Beispiel bei einem Besuch auf einem Blog. Auch wenn du interessante Infos dort findest, wirst du sie dir nicht so gut merken können.3 Es lohnt sich daher oft, die Seiten, Blogs und Podcasts hinter den Accounts zu besuchen und sich in Ruhe dort mit ihrem Content zu beschäftigen. Dann wirst du garantiert mehr davon haben, versprochen!
Etwas anders verhält sich das bei einer Plattform wie Youtube. Dort dreht sich alles um den Beitrag selbst und du hast die Zeit und Ruhe, um ihn dir anzusehen. Ein beliebter Kanal zum Thema Geschichte ist zum Beispiel MrWissen2go (ein Gemeinschaftsangebot von ARD und ZDF), wo du zu vielen Bereichen interessante Kurzvideos findest. Aber natürlich versucht auch hier die Plattform deine Aufmerksamkeit möglichst schnell wieder woanders hinzuziehen.
Alles in allem bin ich aber gespannt, wo die digitale Reise noch so hingeht – und was vor allem im Bereich der Wissensvermittlung in Zukunft auf den Plattformen passieren wird.
#7 Entdecke Geschichtswissen in deiner Stadt
Hast du schon einmal eine Stadtführung in deiner eigenen Stadt gemacht? Ich finde, dass jeder so etwas einmal mitmachen sollte. Zum einen gewinnst du eine neue Perspektive auf den Ort, an dem du lebst. Und zum anderen kannst du natürlich auch eine ganze Menge dabei lernen.
Aber du musst gar nicht unbedingt eine Stadtführung buchen, um mithilfe deiner Stadt Geschichte zu entdecken. Eigentlich brauchst du nur eine große Portion Neugierde, Entdeckergeist, etwas Kreativität und ein bequemes Paar Schuhe. Als Stadtflaneurin mache ich mich regelmäßig auf, um meine Heimatstadt München zu erkunden. Dabei bin ich vor allem auf der Suche nach Inspiration. Ich gehe nämlich immer der Frage nach, was die Orte und Dinge, die ich sehe, mir über Geschichte verraten können.
Denn Geschichte ist letztendlich eine Beschreibung vergangener Lebenswelten. Und diese Lebenswelten spiegeln sich bis heute in unserem Umfeld wieder. Deine Stadt ist historisch gewachsen, genauso wie unsere Gesellschaft und der Zeitgeist, mit dem wir leben.
Nutze deine eigene Neugierde und die Ressourcen, die du zur Verfügung hast, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Du siehst eine Brücke, die dir gefällt? Dann google etwas zu Brücken und ihrer Geschichte. Du entdeckst einen sonderbaren Straßennamen? Finde heraus, was dahinter steckt. Werde kreativ und lerne deine Stadt als einen historischen Ort zu betrachten, der dir etwas über die Welt beibringen kann.
Falls du noch etwas Inspiration brauchst, nehme ich dich auch sehr gerne mit auf meine Entdeckungstouren durch München. Hier kannst du einen meiner Flaniergänge durch München buchen.
Geschichtswissen mit der Flanierpost in dein Postfach
Du siehst also – es gibt einige Wege, um dein Geschichtswissen zu erweitern. Eine weitere Möglichkeit habe ich aber noch für dich. Denn alle zwei Wochen verschicke ich mit meiner Flanierpost Infos zu neuen Blogartikeln, Podcastfolgen und Flaniergängen.
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Bildnachweis & Anmerkungen:
Coverbild: Foto von cottonbro von Pexels
- Auch wenn Ecos Mittelalterbild teilweise etwas überholt ist, kann ich das Buch trotzdem guten Gewissens empfehlen. [↩]
- wie zum Beispiel Oliver Näpel: Historisches Lernen durch „Dokutainment“? – Ein geschichtsdidaktischer Aufriss. Chancen und Grenzen einer neuen Ästhetik populärer Geschichtsdokumentationen analysiert am Beispiel der Sendereihen Guido Knopps, in: Zeitschrift für Geschichtsdidaktik (2003), S. 213-244. [↩]
- dazu gibt es viele Studien; vergleiche z. B. Florian Rötzer: Kollektive Aufmerksamkeitsspanne wurde in den letzten Jahren geringer, auf heise-online vom 19.04.2019 [↩]
1 Kommentar
[…] die regelmäßige Dosis Kultur zu bekommen, musst du nicht zwingend ins Museum gehen. Wie wäre es, stattdessen einen Spaziergang […]