Was verbindest du mit dem Fischbrunnen in München? Den meisten Münchnerinnen fallen wahrscheinlich als erstes die Stichworte Treffpunkt und Touristenattraktion ein.
Abgesehen davon ist der Fischbrunnen aber auch ein spannendes Stück Stadtgeschichte. In meinem Geschichts-Quickie erfährst du 5 historische Fakten über den Fischbrunnen, die auch für dich als Münchnerin interessant sind!
Übersicht
1. Münchens ältester Brunnen
Der Fischbrunnen ist der älteste noch bestehende Brunnen in München. Denn schon seit Mitte des 14. Jahrhunderts ist ein Brunnen an dieser Stelle auf dem nordöstlichen Eck des Marienplatzes überliefert. Am Anfang handelte es sich noch um einen Zieh- oder Schöpfbrunnen, über den die Münchner Grundwasser nach oben holen konnten.
Den Karrieresprung vom schnöden Ziehbrunnen zu Münchens ersten Zierbrunnen machte der Fischbrunnen bereits im Jahr 1471. Die Stadt ermöglichte mit dem Bau einer Wasserleitung, dass frisches Quellwasser von außerhalb nach München gebrachte werden konnte.
Von einer Brunnstube am Gasteig aus wurde das Wasser über Holzrohre an der Isar entlang in die Stadt geleitet. Der Vorläufer unseres heutigen Fischbrunnens wurde als einziger städtischer Brunnen von dem neuen Wassersystem mitversorgt. Ganz schön modern für damals, oder?
2. Der Fischmarkt in München
Der Marienplatz hieß ursprünglich Schrannenplatz. Eine Schranne bezeichnet in Süddeutschland traditionell einen Getreidemarkt. Doch dass auf dem Münchner Schrannenplatz nicht nur Getreide verkauft wurde, verrät uns bis heute der Fischbrunnen. Denn der erhielt seinen Namen vom Fischmarkt, der auf dem Gebiet im nordöstlichen Teil des Marktplatzes bis ins 19. Jahrhundert abgehalten. wurde
Das Marktrecht war übrigens sehr genau im Stadtrecht geregelt. So ließ zum Beispiel der Stadtrat im Jahr 1422 einen Behälter mit Frischwasser aufstellen, in dem Fischverkäufer von außerhalb ihre Ware frisch halten konnten. Dadurch sollte verhindert werden, dass die lokalen Fischer einen zu großen Wettbewerbsvorteil erhielten.
Im Stadtrecht von 1310/13 waren außerdem eine Vielzahl von Regeln zum Fischverkauf festgeschrieben. Es wurde bestimmt, wie viel Strafe bei Fischdiebstahl oder Betrug zu entrichten war, wer auf dem Markt verkaufen oder woher die Ware stammen durfte.
Interessanterweise findet sich dort auch ein Hinweise auf das Zusammenleben mit den jüdischen Bewohnern Münchens. Denn eine Regel besagte, dass christliche Fischer während der Fastenzeit keinen Fisch an Juden ausliefern durften.
3. Der Metzgersprung im Fischbrunnen
Hast du dich schon einmal gefragt, welche Bedeutung die Figuren auf dem Fischbrunnen haben? Sie stammen noch von einem neogotischen Brunnen aus dem 19. Jahrhundert, der während des zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Für die neue Brunnenanlage von 1954 wurden drei erhaltene Figuren wiederverwendet.
Die Bronzeplastiken zeigen Metzgerburschen, die mit Wassereimern und Fischen in der Hand auf dem Beckenrand herumplantschen. Auf den ersten Blick scheint es, als habe der Bildhauer Konrad Knoll sich in der Lebensmittelkategorie vertan. Aber die Figuren verweisen auf einen alten Münchner Faschingsbrauch.
Beim sogenannten Metzgersprung hüpften jedes Jahr am Rosenmontag die frischgebackenen Metzgergesellen in den Fischbrunnen. In einer Art Gesellentaufe wurden sie so traditionell aus dem Lehrlings- in den Gesellenstand aufgenommen. Sicher belegt ist der Brauch ab 1793, als Kurfürst Karl Theodor ihn verbieten ließ.
Aber schon im 15. Jahrhundert scheint es einen Vorläufer des Brauches gegeben zu haben. Auch damals wurde ein Verbot ausgesprochen, nachdem Handwerker am Aschermittwoch zu ihrem Vergnügen Leute in den Brunnen am Eck zur Dienerstraße geworfen hatten.
Genau wie der Schäfflertanz führten Historiker im 19. Jahrhundert auch den Metzgersprung auf die Pest zurück. Angeblich entstanden diese Bräuche, um das Ende der Seuche zu feiern, was aber nicht eindeutig belegt ist.
Falls du dir das bunte Treiben einmal selbst ansehen möchtest: Auch heutzutage findet der Metzgersprung noch statt, wenn auch nicht mehr zu Fasching. Seit 1995 lässt die Metzger Innung den alten Brauch alle drei Jahre wieder aufleben – allerdings bei wärmeren Temperaturen im September.
4. Das Geldbeutelwaschen im Fischbrunnen
Man kann nicht über den Fischbrunnen reden, ohne das Geldbeutelwaschen zu erwähnen. Bei der Geldbeutelwäsche handelt es sich ebenfalls um einen Faschingsbrauch, der in der schwäbisch-allemannischen Fastnacht traditionell am Aschermittwoch stattfindet.
Dabei waschen zum Ende der Faschingszeit die Mitglieder der Narrenzünfte ihre leeren Geldbeutel. Denn nach der bunten Saison ist kein Geld mehr übrig und das fruchtbare Wasser soll neues Geld in die Taschen spülen.
In München gibt es den Brauch angeblich schon seit dem 15. Jahrhundert. Vor allem die ärmeren Schichten pflegten ihn, in der Hoffnung ihre Kasse aufzubessern. Im 19. Jahrhundert diente der Brauch Boten und Gehilfen wohl auch als Wink mit dem Zaunpfahl an den Chef. Angesichts des leeren Geldsäckels sei es Zeit für eine Gehaltserhöhung…
Seit den 1950er Jahren wäscht auch die Stadt München selbst ihren Geldbeutel im Fischbrunnen. Thomas Wimmer führte damals den Brauch ein, als Oberbürgermeister stellvertretend das städtische Geldsäckel zu waschen.
(Hier findest du übrigens neben dem Geldbeutelwaschen noch mehr alte Münchner Bräuche am Marienplatz.)
5. Bestes Brunnenwasser aus dem Mangfalltal
Im Fischbrunnen fließt übrigens nicht irgendein Wasser. Seit 1884 führt er das gute Wasser aus dem Mangfalltal, auf das wir Münchner so stolz sind. Denn als München 1883 eine saubere Trinkwasserversorgung erhielt, wurde die Leitung des Fischbrunnens ebenfalls daran angeschlossen.
Zu verdanken haben wir unser tolles Trinkwasser dem Chemiker und Münchner Hygienepapst Max von Pettenkofer. Nachdem München im 19. Jahrhundert mehrmals von vernichtenden Cholera-Epidemien heimgesucht wurde, setzte Pettenkofer sich für saubere Zustände in der Stadt ein. Neben dem Bau einer Kanalisation war die Trinkwasserversorgung aus dem Manfalltal seine größte Errungenschaft auf seinem Kreuzzug der Hygiene.
Theoretisch könntest du das Wasser aus dem Fischbrunnen sogar trinken. Allerdings dürfte es recht schwierig sein, an den frischen Wasserstrahl heranzukommen. Da haben es die Hunde ein wenig luxeriöser: Es gibt seit 1991 eine bodennahe Trinkstelle für Münchner “Zamperl”.
Verdursten musst du zum Glück trotzdem nicht. Denn schräg gegenüber sprudelt im Kräuterbrunnen ebenfalls bestes Leitungswasser, wo du ganz bequem an den Wasserstrahl herankommst.
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Literatur und Quellen:
Helmut Stahleder: Die Chronik der Stadt München. Herzogs- und Bürgerstadt. Die Jahre 1157-1505, 1. Band, München 1995.
Kommission für bayerische Landesgeschichte (Hrsg): Denkmäler des Münchner Stadtrechts. 1158-1403, 1. Band, bearbeitet und eingeleitet von Pius Dirr, München 1934.
Beitrag Fischbrunnen im München-Wiki, abgerufen am 02.03.2021.
Beitrag Fischbrunnen auf Wikipedia, abgerufen am 02.03.2021.
Artikel Hoffen auf einen vollen Stadtsäckel, SZ-online vom 17.05.2010.
Johannes Patzig: Artikel Wo in München das Trinkwasser sprudelt, Münchner Merkur online aktualisiert am 21.12.2010.
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